Charta und Wissen

Unsere gemeinsame Mission – Werte schaffen – mit Werten handeln

Die ökologischen und sozialen Wirkungen heutiger Produktionsweisen und Konsumstile überfordern die Tragekapazitäten von Natur und Gesellschaft, planetare Grenzen gelangen in Sichtweite. In der globalen Agenda 2030 wurden daher von den Vereinten Nationen mit den Sustainable Development Goals (SDGs) anspruchsvolle Ziele vereinbart, die weitreichende Transformationsprozesse auslösen. Auf europäischer Ebene werden mit dem Green Deal und dem Circular Economy Action Plan zentrale Leitplanken für diesen Wandel auf Jahrzehnte verankert. Dabei geht es nicht mehr um Entwicklung einzelner Regionen, sondern um die prinzipielle Art des Wirtschaftens und der damit verbundenen Wertmaßstäbe in einem Wirtschaftsraum mit 500 Mio Einwohnern. Auch Deutschland steht vor einem gewaltigen Transformationsprozess, um Wirtschaft und Gesellschaft bis 2050 auf einen nachhaltigen, treibhausgasneutralen und zirkulären Weg zu bringen: Klimaschutz, Energiewende und Kreislaufwirtschaft sind Vorhaben, die den begonnenen Weg charakterisieren

Wertschöpfungsketten zu beugen und im Idealfall zu Kreisläufen schließen, ist die grundlegende Idee, um Ressourcen zu sparen und Emissionen zu mindern, aber auch um die Verantwortung für nachhaltige Werte zu stärken und zwischen den Akteuren zu verteilen. Das Konzept der »Wertschöpfungszyklen« ist neu. Es zeichnet sich dadurch aus, dass gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Forderungen nach resilienten und transparenten Lieferketten, nachhaltigem Wirtschaften und Klimaschutz integriert werden.

Unter dem Begriff »Wert« werden sämtliche Werte aus den Bereichen Umwelt, Gesellschaft und Ökonomie verstanden, die auf das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung einzahlen. In einem Wertschöpfungszyklus sollen diese Werte beim Durchlaufen eines Zyklus in Summe gesteigert werden.

Nachhaltigkeit, Zirkularität und Souveränität: Dies sind die drei Kategorien, die souveräne Wertschöpfungszyklen charakterisieren. Wenn es gelingt, diese zusammenzuführen, wird das Konzept der souveränen Wertschöpfungszyklen erfolgreich sein und Innovationen für Wirtschaft und Gesellschaft hervorbringen.

  • Diese Fraunhofer-Charta basiert auf drei wichtigen Strategien für zukünftige nachhaltige Produktionsweisen und Konsumstile:

    Konsequente Umsetzung von Kreisläufen

    Alles, was hergestellt und genutzt wird, muss als Ressource für eine erneute Produktion oder erneuten Konsum geeignet sein. Emissionen in die Umwelt existieren im Idealfall nicht. Neben der Entlastung natürlicher Rohstoffquellen erfordert die Circular Economy die Übernahme von Verantwortung in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft, was über heute gewohnte Wirtschafts- und Lebensstile hinausgeht.

    Schaffung von nachhaltigen Werten

    Damit ein Kreislauf dauerhaft einer linearen Wertschöpfung überlegen ist, müssen über seinen Verlauf nachhaltige Werte geschaffen werden. Diese neue Wertschöpfung muss sich an ökonomischen, sozialen und ökologischen Maßstäben gleichermaßen messen lassen.

    Notwendigkeit gestalterischer Souveränität

    Nachhaltige Kreisläufe entstehen nur, wenn sie ausreichend resilient gegen innere und äußere Störungen sind. In einer globalen Welt basiert diese Souveränität auf Transparenz, Kooperation und geteilten Werten. Mit dem Konzept der »Souveränen Wertschöpfungszyklen« werden diese Strategien in die Praxis umgesetzt.

    Die Charta lässt sich mit dem Konzept der Souveränen Wertschöpfungszyklen umsetzen.

  • Vision für Souveräne Wertschöpfungszyklen


    Die Wertschöpfung von morgen muss nachhaltiger, intelligenter und zirkulärer werden als alles, was wir heute kennen. Unternehmen müssen in die Lage versetzt werden, die Reichweite und Komplexität dieser Zielsetzung zu managen: Souveräne Wertschöpfungszyklen ersetzen abhängige und lineare Wertschöpfungsketten und führen zu »Nachhaltigem Konsum und Produktion« (Kernforderung von Sustainable Development Goal SDG 12).
     

    Prinzipien für Souveräne Wertschöpfungszyklen


    Nachhaltigkeit integrieren

    Nachhaltige Werte umfassen ökologische, soziale und ökonomische Werte gleichermaßen.

    Wertschöpfungszyklen realisieren
    In Wertschöpfungszyklen werden Materialien und Produkte in Kreisläufen geführt. Dabei steigern sich ihre kumulierten nachhaltigen Werte beim Durchlaufen eines Kreislaufs und zu Beginn eines neuen Kreislaufs.

    Souveränität erreichen
    Um nachhaltige Werte über den ganzen Kreislauf zu messen, benötigen Produzent*innen und Konsument*innen sichere und gesicherte, glaubwürdige und maßgeschneiderte Informationen zu Lieferketten, Produktionsbedingungen, Produkten und deren Wirkungen. Diese Informationen müssen durch sämtliche Akteure eines Kreislaufs geteilt werden. Dies erfordert neue Formen der Kooperation und digitaler Unterstützung.

    Systemische Innovationen vorantreiben
    Systemische Innovationen sind die Grundlage Souveräner Wertschöpfungszyklen. Sie entstehen aus kreislaufumfassenden Strategien und orientieren sich an ökologischen, sozialen und ökonomischen Werten gleichermaßen.

    Kompetenzen entwickeln
    Die Entwicklung von systemischen Innovationen erfordert vernetztes Wissen und Kompetenzen in sozialer, ökologischer, technischer, ökonomischer und regulatorischer Hinsicht.

  • Im Rahmen einer Gap-Analyse wurden Ist-Zustände bzw. Soll-Zustände entsprechend der Unterziele von SDG 12 analysiert (z. B. gesetzliche Rahmenbedingungen, Normen, Selbstverpflichtungen, Studienergebnisse, Forderungen von Stakeholdern) und Lücken zur Erreichung der SDG-Unterziele herausgearbeitet. Die Gap-Analyse erfolgte für die Leitmärkte Bauwirtschaft, Chemische Industrie, Energiewirtschaft und Ernährungswirtschaft.

    Die Ergebnisse wurden zu 9 strategischen Handlungsfeldern verdichtet.

  • Im Englischen beschreibt ein »Hub« ein Zentrum oder einen Mittelpunkt und wurde zunächst verwendet, um Knotenpunkte in informationstechnischen oder logistischen Netzwerken zu beschreiben. Heute bleibt dieser Charakter in den im soziotechnischen Kontext etablierten »Hubs« erhalten. Diese sind zentrale Stellen zur Sammlung und Generierung von Wissen basierend auf der Bündelung verteilter Kompetenzen eines dynamischen Netzwerks. Hubs bringen Individuen, Teams, Organisationen zusammen, sodass ein gezielter Ressourcenpool aufgebaut wird, auf den ein Multi-Projektmanagement zugreifen kann.

    Um Innovation und Gründung zu stimulieren, lassen sich auch unterschiedlich zusammengesetzte Innovationsökosysteme mit dem Hub-Konzept integrieren und koordinieren. Die primäre Aufgabe von Hubs besteht darin, Vernetzung, Kooperation und Ressourcenbündelung von Innovationsbereichen, Clustern oder Netzwerken zu fördern. Ziel ist es, Innovationsprojekte zu auszulösen, zu entwickeln und durchzuführen sowie Gründung und Entwicklung innovativer Unternehmen zu fördern.

    Ein Hub sollte:

    • Informellen Rahmen schaffen
    • Kollaborative Arbeitsräume bereitstellen
    • Kollaborative Prozesse (an)steuern und (grund)regeln
    • Daten bereitstellen und interpretieren
    • (notwendige) Veränderungen erkennen
    • motivieren
    • Basis aus Wissen, Expertise und Vertrauen schaffen

    Praxisakteure setzen Hubs als Innovationstreiber in unterschiedlichen Formaten, unter Setzung verschiedener Themenschwerpunkte, um. Die Interpretation und Bezeichnung findet sich sowohl bei unternehmensintern wie -externen Zentren, realisiert als virtuelle oder räumlich separierte Organisationseinheit; als auch in der Namensgebung von Wissenschaftsparks oder projektbasierten Vorhaben wieder.

    Hubs agieren regional, national oder international sowie branchenspezifisch mit Reallaboren, Technikum oder Showroom. Dabei stellt ein Hub Organisationsstrukturen als physische Anlaufstelle oder hybrid (virtuell und physisch) zur Verfügung. Das umfasst auch rein virtuell agierende Hubs. Existierende Hubs sind dadurch gekennzeichnet, dass sie zumeist ein Zusammenspiel aus Wissenschaft und Industrie darstellen.